Blog: Gründe zur Übernahme von Nimble Storage durch HPE

Starnberg, 31. März 2017 - Nach Simplivity (HCI) für $650 Mio. im letzten Monat kauft HPE nun Nimble Storage; was sind mögliche Gründe für diesen Deal?

Um was es hier geht: die Nachricht kam am 7. März nicht nur für mich, sondern wohl für die meisten überraschend: HPE übernimmt mit Nimble einen relativ jungen Anbieter von hybriden- und All-Flash Speicher mit predictive Analytics (Nimble InfoSight) für rund 1.2 Milliarden US-Dollar. Damit besitzt HPE in Kürze (wohl ab April 2017) eine weitere Speicherarchitektur neben den bisherigen (3PAR)-Arrays, seiner MSA -Reihe (Dot Hill = jetzt Seagate) und den High-End Arrays aus der (OEM) Kooperation mit HDS.

Was macht Nimble so interessant für HPE? Abgesehen von möglichen finanziellen Interessen der Nimble-Gründer - was hier natürlich rein spekulativ ist - gibt es einige nachvollziehbare Gründe für die geplante Übernahme, die auf der Portfolioseite des Storage Spezialisten liegen: Ähnlich wie andere jüngere Storage-Spezialisten vergleichbarer Größe (Tintri, Tegile, Pure Storage, Kaminario etc.) bieten die Systeme vereinfacht gesagt „intelligenten“ Flash- und Hybrid-Storage. Nimble verfolgt jedoch nicht wie z.B. Tintri einen rein VM-zentrischen Ansatz, wenngleich die VVOL-Implementierung nach Kundenaussagen einen sehr guten Ruf genießt. Die Lösung ist für Virtualisierungs- und Cloudumgebungen sehr gut geeignet, wurde aber darüber hinaus für ein breites Anwendungsszenario als Block-Storagesystem und für Flash von Anfang an konzipiert.

Eingebaut bzw. verfügbar sind insbesondere Funktionen zur Speicheroptimierung und Automation, kombiniert mit vorausschauenden Analysefunktionen (Predictive Analytics) als echtes Alleinstellungsmerkmal, das wohl für HPE besonders von Interesse war. Man kann erwarten, dieses Leistungsmerkmal mittelfristig wohl auf den weiteren HPE-Storageplattformen implementiert zu sehen.

Diverse Marktbeobachter und Analysten sind sich über die Aquise uneins: Folgt man z.B. Neuralytix, so war es ein schlechter Deal für HPE... Auszug aus dem Originalkommentar von Ben Woo (8. März 2017) zur Nimble-Übernahme: „Neuralytix Believes HPE Buying Nimble This is a Bad Decision“: "This is a disaster of a move by HPE. (...) Product has little to no organic or distinct innovation."Neuralytix has been critical of Nimble from the start. We consider Nimble Storage's product as a 'me too' product - meaning that, while it may be a little cheaper, a little faster, a little better at some things compared to other products on the market, fundamentally, it has little to no organic or distinct innovation other than to be a derivative product based on the available solutions in the market today. Our opinion of Nimble Storage has not changed. So, essentially, what HPE is buying is just another storage system (or what Neuralytix calls JASS).... Buying SimpliVity was a smart move. It brought much needed contemporary software-defined storage (SDS) and hyperconverged infrastructure (HCI) capabilities to its portfolio, but then to go and buy a traditional storage systems company is going backwards...“.

Abb. 1: Nimble Storage, Positionierung (Quelle: Anbieter)


Vorweg um es klar zu sagen: ich gehe mit der Meinung des Kollegen Ben Woo in Bezug auf den Deal nicht konform. Nimble ist weit mehr als „JASS“... und eine leistungsfähige, robuste Storage Software Filesystem -Architektur ist mehr als JBOD (just a bunch of disks) an einem Server, aber diese Details würden den Rahmen meines Beitrags leider sprengen. Also, einer der Gründe für die Aquise liegt aus meiner Sicht darin, dass die HPE-eigene, stark auf ASICs aufgebaute 3PAR Controller-Architektur kostenseitig nicht für das Low- und Midrange - Business nach unten skaliert und MSA-Arrays technisch für die Zukunft aus HPE-Sicht nicht genügend gerüstet sind. Nimble hingegen ist intern auf Standard x86-Serverboards (Controller) als Storage-Nodes aufgebaut und darauf setzt die Software (CASL) als eigentlicher Differenzierungsfaktor und Storage Filesystem mit modernen Services (Snapshots, Deduplizierung, Data Replication etc.) auf. Das ist auch SDS (software defined storage), eben nur auf der hierfür optimierten (x86) HW-Plattform.

HPE verwendet mit 3PAR ein Custom-ASICs Design, ursprünglich übrigens als Thin Provisioning-Engine für das high-performance Datenbank-Umfeld optimiert (dedicated on-write feature). Das macht das System zwar schnell, aber auch teurer (kein low-end / midrange) und weniger universell. In Kombination mit Software Defined Storage-Ansätzen und NVMe NAND Flash Storage jedenfalls ist für kleinere Umgebungen dieser Ansatz aus Kostengesichtspunkten und interner Positionierung / Pricing weniger geeignet als Standard x86 Storage-Serversysteme, die z.B. als Blades schnelle, skalierbare (n-node) Konfigurationen mit SDS ermöglichen. Auf Nimble's Storage Plattform geht das künftig unter Verwendung der HPE-eigenen Server (Kostenersparnis) und über die Portierung der Software hingegen relativ schnell und zu reduzierten (internen) Kosten. Zudem steht HPE in Kürze die komplette Nimble Predictive Analytics Software mit Datenbank zur Verfügung... Mehrwerte, die mit der aktuellen HPE MSA-Architektur so nicht zu erzielen sind.

Fazit: aus meiner Sicht ist die Übernahme kein „desaster“ für HPE, sondern der Versuch, neben der eigenen Hochleistungs- 3PAR Serie ein modernes Portfolio an universellen, flash-optimierten intelligentem Speicher, das preislich nach unten skaliert, anzubieten. Die bisherige MSA (Seagate / Dot Hill OEM-Serie) ist damit für HPE offensichtlich keine strategische Option mehr (commodity storage ohne große Differenzierung, außer über den Preis), und das ist „JASS“, um den Kollegen Woo zu zitieren. Das Thema Storage bleibt jedenfalls weiter spannend! Was meinen Sie dazu... ??


Abb. 2: Bildquelle Nimble Storage, Flash Optimized Architecture / Disaster Recovery