Warum Ihre Digitalstrategie ohne Kulturwandel scheitern wird

München, Starnberg, 15. Febr. 2018 - „Culture Eats Strategy for Breakfast“... Beitrag von Dr. Bernhard Kirchmair, Chief Digital Officer bei Vinci Energies Deutschland.

Zum Hintergrund: Der digitale Wandel ist zum Scheitern verurteilt - sofern er nicht von einer digitalen Unternehmenskultur getragen wird. Wie aber muss solch eine digitale Kultur aussehen und wie lässt sich diese aufbauen? Es gibt viele Attribute, die dafür eine Rolle spielen. Eine digitale Kultur ist kompromisslos auf den Kunden ausgerichtet, fördert Innovation und steht für datenbasierte Entscheidungen...Dessen ist sich allerdings nur ein Drittel der Führungskräfte bewusst, so eine aktuelle McKinsey-Studie. Warum Entscheider deshalb eine digitale Unternehmenskultur fördern müssen und wie diese in der Praxis aussehen kann, erklärt Dr. Bernhard Kirchmair (1), Chief Digital Officer bei Vinci Energie Deutschland in dem folgenden Beitrag:


"Was ist das größte Hindernis, vor dem Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation stehen? Auf der Hand liegen Aspekte wie technische Herausforderungen, die Finanzierung oder fehlende Unterstützung durch das Management. Tatsächlich ist die größte Hürde aber etwas ganz anderes: die Unternehmenskultur. Das war das Ergebnis einer aktuellen Studie der Strategieberatung McKinsey, die mehr als 2.000 Führungskräfte dazu befragt hat. Zum selben Schluss kommen auch technologische Beratungsunternehmen wie Gartner oder Capgemini Consulting in der Studie „Culture First“.

„Culture eats strategy for breakfast“, sagte einmal der österreichische Ökonom Peter Drucker und bringt es damit auf den Punkt. Ohne die passende digitale Unternehmenskultur verläuft die beste Strategie im Sand. Umgekehrt kann man auch schließen: Wenn die „falsche“ Unternehmenskultur das größte Hindernis für die digitale Transformation ist, dann ist die „richtige“ Kultur auch der stärkste Beschleuniger und Erfolgsfaktor.

Wie aber muss solch eine digitale Kultur aussehen und wie lässt sich diese aufbauen? Es gibt viele Attribute, die dafür eine Rolle spielen. Eine digitale Kultur ist kompromisslos auf den Kunden ausgerichtet, fördert Innovation und steht für datenbasierte Entscheidungen. Sie basiert auf cross-funktionaler, abteilungsübergreifender Zusammenarbeit und propagiert Offenheit auch über die Unternehmensgrenzen hinweg, zum Beispiel durch externe Netzwerke und Ökosysteme. Wer eine digitale Kultur lebt, versetzt sein Unternehmen in die Lage, sich dynamisch und kontinuierlich an Veränderungen anzupassen. Vor einigen Jahren etwa begannen Unternehmen, sich nach dem Prinzip „mobile first“ aufzustellen, das inzwischen längst zum Standard geworden ist. Heute lautet der Ansatz „digital first“, das heißt, man startet immer mit der digitalen Lösung. Woher man weiß, dass man das geschafft hat? Wenn man sich nicht mehr rechtfertigen muss, dass man etwas in einer App oder online macht, statt papierbasiert. Die digitale Transformation gelingt nur dann, wenn mit ihr eine „Agilisierung“ einhergeht: Unternehmen müssen die Fähigkeit entwickeln, technologische Veränderungen zu erkennen, zu bewerten und für Mitarbeiter und Kunden nutzbringend zur Verfügung zu stellen.

Der wichtigste Faktor für eine nachhaltig erfolgreiche Digitalkultur aber ist: Die Mitarbeiter müssen sie selbst mitgestalten und fördern. Um den Input der Belegschaft bestmöglich einzubinden, können Unternehmen ihre digitale Agenda mithilfe von Crowdsourcing entwickeln. Das gelingt zum Beispiel, indem ein Unternehmen alle Führungskräfte in einen Raum holt und zu ihren Ideen befragt. Eine Frage könnte lauten: „Wie können wir als Unternehmen digitaler werden?“ Mithilfe der World-Café-Methodik hat jeder die Chance, seine Ansätze zu äußern. Die Ergebnisse werden aufbereitet, dokumentiert und bilden die Basis für eine gesamtheitliche digitale Agenda. Eine Social-Intranet-Plattform wie Yammer ermöglicht es zudem, dass auch jeder einzelne Mitarbeiter seine Meinung beitragen kann.

Für die Umsetzung der Agenda ist es wichtig, die Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen. Dafür sollten Unternehmen maßgeschneiderte Weiterbildungen entwickeln. Ein Generationen-Workshop, der jüngere und ältere Mitarbeiter zusammenbringt, hilft Vertrauen zu schaffen und Verständnis für die Sichtweise des jeweils anderen zu generieren. Eine weitere Maßnahme könnte Reverse-Mentoring sein: Junge Mitarbeiter nehmen ältere Kollegen an die Hand, sodass sie leichter mit der digitalen Veränderung zurechtkommen. Denkbar ist auch, mit Entscheidungsträgern des Unternehmens eine digitale Expedition zu veranstalten, auf der sie beispielsweise Start-ups besuchen und aus erster Hand erfahren, welche Innovationsmethoden es im digitalen Bereich gibt.

Am Ende geht es beim digitalen Kulturwandel vor allem um eines: Verständnis zu generieren. Die Leute müssen verstehen, warum sich das Unternehmen verändern muss und was der einzelne Mitarbeiter davon hat. Wenn möglichst viele Mitarbeiter sagen „Das finde ich gut, da will ich mitmachen“, dann schafft man einen nachhaltigen kulturellen Wandel. Das Digitale fest im Geschäft zu verankern, ist für Unternehmen essenziell und letztlich eine Absicherung für die Zukunft."


(1) Kurzvita des Autors

Dr. Bernhard Kirchmair ist Chief Digital Officer bei Vinci Energies Deutschland. Zuvor war der Informatiker und promovierte Ökonom nach Gründung eines Start-ups und Aufenthalt im Silicon Valley in verschiedenen leitenden Funktionen bei großen Unternehmen, zuletzt beim Mobilfunkanbieter O2, tätig. Bei Vinci Energies Deutschland verantwortet er die Digitale Transformation des Konzerns und das Wachstumsfeld Internet of Things (IoT).

Foto: Dr. Bernhard Kirchmair (Bildquelle Vinci Energies)

Das Unternehmen Vinci Energies: Netzwerke, Performance, Energieeffizienz, Daten... In einer sich ständig verändernden Welt legt Vinci Energies den Fokus auf die Implementierung neuer Technologien. Zwei Entwicklungen werden nach Angaben des Unternehmens besonders unterstützt: digitale Transformation und Energiewende. Eckdaten in 2016: 10,2 Milliarden Euro Umsatz // 64.500 Mitarbeiter // 1.600 Business Units // 52 Länder.