Zur weiteren Zukunft von Tape Storage

Starnberg, 29. Sept. 2017 - Ist Tape im Zuge eines stetig steigenden Datenwachstums (Menge / Geschwindigkeit) auf längere Sicht alternativlos?

Um was es hier geht: Marktforscher wie IDC gehen davon aus, dass sich die Datenmengen weltweit alle zwei Jahre mehr als verdoppeln werden. Dieses Wachstum wird durch das Internet der Dinge (IoT), Social Media, Analytics, KI, ML/DL, Videoüberwachung und ganz allgemein gesprochen auf Grund der digitalen Transformation beschleunigt. So wird prognostiziert, dass bis 2020 bereits rund 30 Milliarden Geräte an das Internet angeschlossen sind; fünf Jahre später soll sich diese Zahl auf 80 Milliarden nochmals fast verdreifachen. Wir sprechen dann nicht mehr von Exabytes, sondern von Datenmengen im Zettabyte-Bereich. Es ist selbstredend, dass es für Unternehmen somit eines der obersten Ziele sein wird, die Kosten für die Datenspeicherung möglichst im Griff zu behalten.

Tape-Storage bietet technologisch die Möglichkeit (Kapazität / Skalierbarkeit), die Datenflut aus Sicht der Speichermedien zu bewältigen und kann gleichzeitig dazu beitragen, die Gesamtkosten für die Datenspeicherung zu senken. Alleine der Energieverbrauch im Exabyte-Bereich stellt  eine große Herausforderungen dar, die von Hyperscale-Datacenters (Google, Facebook, Microsoft...) deshalb nicht auschließlich mit Festplatten, sondern auch über Bandtechnologien adressiert wird. Bei den genannten Fällen bedeutet Tape dann die „last line of defence“ und ist beim Auftreten von Softwarefehlern (übrigens häufiger als HW-Probleme) zusätzlich eine valide Recovery-Strategie.

Aktuelle Prognosen zeigen, dass die Bit-Dichte (Recording Density) von Tape Storage mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von rund 30 Prozent wächst (siehe Abb. unten), verglichen mit knapp 10% bei konventionellen Festplatten (derzeit 14TB SMR/Helium HDD). Neue Entwicklungen wie z.B. HAMR (siehe Seagate) sind derzeit schwer einzuschätzen, da die Technik komplex ist und somit die Serien-Produktionskosten hoch sein dürften; in absehbarer Zeit sollten hier wohl keine dramatischen Kapazitätszuwächse bei wettbewerbsfähigen Marktpreisen zu erwarten sein. Anders bei Tape: kostenseitig liegen z.B. aktuelle LTO-7 Systeme bei etwa 2 Cent pro Gigabyte. Bei Kompressionsraten von 2:1 können diese auf unter 1 Cent pro GB sinken; ein Wert der aktuell konkurrenzlos günstig ist.

Natürlich werden Festplatten deshalb nicht überflüssig und in nächster Zeit vom Markt verschwinden... Es gibt eine Vielzahl von Anwendungsfällen für HDDs, die aus Kapazitätssicht (TB bis PB) nicht extrem sind, wie z.B: Objektspeicher-Lösungen für online- Backup-/Archivierung/Analytics, bei denen HDDs derzeit noch ohne wesentliche Alternativen sind. Aber die rasche leistungsmäßige Entwicklung bei Halbleiter-Speichern (3-D NAND Flash, SCM) wird für zusätzlichen Druck auf Festplattensysteme im Transaktions-orientieren Anwendungsbereichen sorgen, vor allem wenn sich die aggressive Preisentwicklung der letzten Jahre hier weiter fortsetzen wird.

Ein Fazit

Tape ist in Bezug auf das Entwicklungspotential aus heutiger Sicht jedenfalls technologisch kein Auslaufmodell. Die Auswahl der richtigen Speicherplattform wird aus den geannten Gründen den finanziellen Erfolg eines Unternehmens künftig maßgeblich mitbeeinflussen und sollte damit gut bedacht werden.


Quelle: INSIC 2012-2022 International Magnetic Tape Storage Roadmap mit Anmerkungen von IBM Research, Dr. Robert Haas, IBM CTO Storage Europe, Sept. 2017, Alle Bildrechte.