Erfolgreich Digital Transformieren an Hand von fünf Unternehmensbeispielen

München, Starnberg, 13. Aug. 2019 - Von der Druckerpresse zur VR-Brille, oder wie die digitale Transformation in der Praxis funktionieren kann...

Zum Hintergrund: Die digitale Transformation von Unternehmen und Behörden ist in Deutschland weiterhin ein intensiv diskutiertes Thema. Auch international steht der Transformationsprozess für 2019 und darüber hinaus im Fokus. Das zeigt auch die aktuelle Studie Getting to the Details of the Digital Platform: A Gartner Theme Insight Report und Gartners' CIO Agenda 2019. Im übergreifenden Kontext heißt es dazu: "Digitalisierung wird von CEOs als bester Weg gesehen, um Wachstum zu generieren. Investitionen in neue Technologien, die Prozesse schneller, einfacher und sicherer machen, sind nicht mehr nur notwendig, sondern unabdingbar".

Unternehmen sind damit gezwungen, die IT aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Um eine effiziente Digitalisierungsstrategie zu verfolgen, werden vormals einzeln betrachtete Bereiche nun eher als Gesamtbild erfasst. Aber es muss kein kompletter Neustart sein, nur um agilere Techniken einsetzen zu können. Nicht jedes Unternehmen kann sich das leisten, aber mit einem fortschrittlichen Analytics-Ökosystem wird bei Transformationsprozessen mehr Sicherheit bereitgestellt. Wie sieht eine erfolgreiche, digitale Transformation in einem Unternehmen aus? Micro Focus stellt beispielhaft aus seiner Sicht dazu einige Transformations-Gewinner vor:

1. OTTO – Wer BI sagt, muss auch AI sagen

Der erste OTTO-Katalog ging 1949 aus der Druckerpresse. Jedoch haben digitale Zeiten das Unternehmen gezwungen, drastisch umzudenken: Erst wurde der Katalog auf CD-Roms ausgegeben, dann ging 1995 die erste OTTO-Website online und mittlerweile sind sogar Sprachassistenten in den Kaufprozess eingebunden. Die OTTO Group ist hinter Marktführer Amazon der weltgrößte Onlinehändler. Kürzlich hat OTTO erstmals über die Hälfte seiner weltweiten Einnahmen durch den Onlinehandel verzeichnet, davon sogar ganze 30 Prozent über Mobilgeräte. OTTO setzt auf absolute Kundenzentriertheit durch Data Driven Analytics, Business Intelligence und Artificial Intelligence. Seit 2017 kümmert sich Sebastian Klauke als ausgewiesener Chief Digital Officer um den Ausbau und die Nutzung digitaler Hilfsmittel bei OTTO. Es wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der die Unternehmenskultur und Mitarbeiter auf diese Kundenzentriertheit einstimmt. Der Kulturwandel 4.0 ist für die OTTO Group der Schlüssel, von Grund auf ein digitales Unternehmen zu werden.

2. Lufthansa Technik – Datennutzung at its best

Der Maintenance, Repair and Operations Provider (MRO) Lufthansa Technik ist einer der weltweit größten Anbieter von technischen Dienstleistungen für zivile Flugzeuge und betreut insgesamt etwa 20 Prozent aller weltweiten Verkehrsflugzeuge. Neu in den Betrieb kommende Flugzeugtypen haben mehr Technik denn je verbaut und sammeln deutlich mehr technische Daten als ihre Vorgänger. Um diese gesammelten Daten nutzen zu können, hat Lufthansa Technik die Datenplattform „Aviation Datahub“ eröffnet. Diese unabhängige Plattform soll Daten über Flugzeugwartung, -reparatur und -überholung beinhalten und zudem den Flugbetrieb sowie die Bodenabfertigung in die Auswertung integrieren. Auch Herstellern, Datenanbietern und Wartungsunternehmen steht diese Basis zur Verfügung. Mit dieser umfassenden Informationssammlung ist Lufthansa Technik Vorreiter in der Luftfahrt-Industrie und macht sich die neuen technischen Möglichkeiten zu Nutze. Das nutzen auch die Airlines, um ihre Flotten und damit verbundene Kosten zu optimieren. Außerdem werden Flugzeuge durch bessere Wartung mit Predictive Maintenance zuverlässiger.

3. Zeiss – Technologie als neues Standbein

1864 in Jena gegründet, hat sich Zeiss mittlerweile zu einem weltweit führenden Unternehmen für Optik und Optoelektronik entwickelt. Das Geschäft umfasst heute die Herstellung optischer Linsen in vielfältigen Bereichen, von Kameras bis hin zu Medizintechnik. Aber wie kann ein Optiker ein digitales Geschäft aufbauen? Nach wie vor gehören Brillen zum Hauptgeschäft von Zeiss – mittlerweile gilt die Carl Zeiss AG jedoch führend als Beratungs- und Service-Anbieter für Augenoptiker. Ganz digital versteht sich, denn Vermessung, Beratung und die Auswahl der richtigen Brillengläser nimmt der Optiker über ein Tablet vor. Neue Technologie wird allerdings auch in Brillen verbaut, denn Zeiss hat mit der „Zeiss VR One Plus“ auch eine eigene VR-Brille auf den Markt gebracht. Gerade im medizinischen Bereich ist Zeiss führender Anbieter und nutzt Technologie zur Unterstützung von etwa Operationsmikroskopen. Auch die Strukturen innerhalb des Unternehmens werden flexibel gestaltet durch Microservices, Analytics, DevOps und Multi-Cloud-Umgebungen. Andere zukunftsträchtige Technologien, wie die Nutzung von Digital Twins und Blockchain, stehen bei Zeiss ebenfalls auf der Agenda.

4. Safrima – Blockchain in der Medizintechnik

Schweizer Technologie ist gefragt, aber strenge Regulierungen machen es besonders in der Medizintechnik schwer, neue Technologien einzubinden und zu nutzen. Das Unternehmen Safrima stellt eigentlich Produkte für die Medizinalindustrie her, hat aber die MedTech Blockchain Platform (MBP) ins Leben gerufen. Mit Hilfe von Blockchain-Technologie können Hersteller ihre Qualitätsdaten lückenlos erfassen und archivieren. Damit wird der Bestellprozess digitalisiert und Compliance geschaffen, die in diesem Markt unabdingbar ist. Außerdem wird der regulatorische Aufwand durch die sichere, regelkonforme und automatische Aufzeichnung deutlich reduziert, wodurch Kapazitäten an anderer Stelle frei werden. So kann sich Safrima ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren und den Verwaltungsaufwand so gering und sicher wie möglich halten.


Bildquelle: Micro Focus / Safrima, leowolfert.


5. Dachser – Digital auf der Straße

Große Themen wie Künstliche Intelligenz oder Big Data haben mit dem normalen Arbeitsalltag von Mitarbeitern oft wenig zu tun. Sie schüren vielmehr die Angst davor, durch einen Roboter oder ein Programm ersetzt zu werden. Trotzdem halten Digitalisierung und neue Technologien auch an dieser Stelle Einzug – das Logistikunternehmen Dachser schult daher seit über zwanzig Jahren seine eigenen Mitarbeiter in der Nutzung innovativer Systeme und räumt ihnen ein Mitspracherecht ein, das die Unternehmenskultur positiv verändert. Die Mitarbeiter bauen die kybernetischen, sich selbst regelnden Systeme selbstständig aus und bestimmen so die Zukunft von Dachser aktiv mit. Außerdem sollen Technologien wie autonome Fahrzeuge die Mitarbeiter unterstützen, statt sie zu ersetzen. Die Büroarbeit wird mit „Idea2Net“ von analog zu digital umgestellt, das Lager mit Checklisten per App entlastet. Dachser setzt auf digitale, intelligente Kollaboration zwischen Software und ausgebildeten Mitarbeitern, die erst die Zusammenhänge der gesammelten Daten erkennen und Nutzen daraus ziehen.

Fazit:

Digitalisierung ist nicht mit der Einführung eines neuen Programms abgeschlossen, sondern ein stetiger Prozess. Es reicht nicht aus, nur das Geschäftsmodell „elektronisch“ zu machen und das Thema auf einer rein strategischen und strukturellen Ebene zu betrachten. Es findet kein digitaler Wandel statt, wenn die Unternehmenskultur sich nicht in diese Richtung verändert. Ein digitales Unternehmen zeichnet sich durch die Manifestierung der Digitalisierungsidee in der Belegschaft aus und die passende Unterstützung durch digitale Services, um das gesamte Potenzial der Belegschaft und des Unternehmens zu entfalten.

Digitaler Wandel hat eine neue Geschwindigkeit erreicht, da immer mehr Disruptoren auf den Plan treten, die schneller und einfacher Bausteine kundenfreundlich anbieten können. Damit können auch etablierte Unternehmen ihre Wertschöpfungskette optimieren. Keine Branche ist wohl davon ausgenommen, d.h. spätestens wenn ein Disruptor eine neue Schnittstelle zum Kunden etabliert, beginnt auch in den letzten „sicheren Häfen“ die Digitalisierung.


Querverweis zum Thema:

Link > Digitale Transformation funktioniert nur über Speicher- und Infrastrukturmodernisierung // 20. Storage Consortium Anwendertagung vom 25.06. in Frankfurt am Main: "Leistungsfähige Datenverwaltungs- und Speicherinfrastrukturen für Rechenzentren"