OpenStack Community kündigt neues Release "Pike" an

Austin (Texas), Starnberg, 01. Sept. 2017 - Modulare Infrastrukturdienste, optimierte Integration von Storage-Services sowie ein erweitertes Lebenszyklus-Management...

Zum Hintergrund: Die OpenStack-Community hat am 30. August unter dem Namen PIKE die 16. Version seiner quelloffenen Infrastruktur-Software veröffentlicht. Sie setzt nach Entwicklerangaben vor allem auf vereinfachte Handhabung, Modularität und Skalierbarkeit. Neue Bereitstellungsmodelle wie private Clouds als Dienst (Private-Cloud-as-a-Service) sollen den Übergang zu OpenStack und damit einem quelloffenen Ökosystem, in dem Nutzer nicht von einer herstellerspezifischen Technologie bzw. einem einzelnen Anbieter abhängig sind, einfacher machen.

  • Die modulare Architektur von OpenStack erlaubt es dem Nutzer, nur die von ihm benötigten Funktionen auszuwählen und in seinen Infrastruktur-Stack zu integrieren -  von Bare metal bis hin zur Bereitstellung von Block-Speicher.

  • Diese Modularität ermöglicht Anwendungsfälle wie Edge-Computing oder NFV und zeichnet Pike gegenüber herstellerspezifischen Lösungen vor Ort (on-premise) und auch früheren OpenStack-Versionen aus.

Community-Trends

Modulare Dienste gewinnen an Boden, weil sie auf neue Anwendungsfälle wie Container und Edge-Computing abzielen. Ironic, der Bare Metal-Dienst von OpenStack, bietet mit Pike eine verbesserte Integration für Block Storage mit Cinder und die Netzwerktechnologie Neutron. Ferner kann Cinder als selbstständiger Speicherdienst für virtuelle Maschinen, Bare Metal sowie Container (mit Docker oder Kubernetes) dienen. Hoher Entwicklungsaufwand wurde auch in Werkzeuge zum Lebenszyklus-Management wie z. B. OpenStack „Kolla“ gesteckt. Damit wird es einfacher, Open-Stack mit Diensten wie Kubernetes und Ansible zu verwalten und zu aktualisieren.

OpenStack-Nutzer verfolgen  vermehrt eine Multi-Cloud-Strategie: Abhängig von Kosten, Konformität und gebotenen Fähigkeiten verteilen sie ihre Arbeitslast über mehrere öffentliche und private Cloud-Umgebungen. Nach einer Nutzerumfrage vom April 2017 war die Bindung an nur einen Lieferanten der stärkste  Entscheidungsfaktor für OpenStack-Clouds. 38 Prozent der OpenStack-Implementierungen interagieren mit mindestens einer anderen öffentlichen oder privaten Cloud-Umgebung. Die Umfrage vom April 2017 zeigte auch, dass OpenStack weiterhin stark wächst. Verglichen mit dem Vorjahr ist die Zahl der Implementierungen danach um 44 Prozent angestiegen. Zu den neuen Produktionsimplementierungen in Europa und China gehören China UnionPay, Paddy Power Betfair sowie Tencent, wo man OpenStack zum Betrieb von WeChat einsetzt.

Das französische Unternehmen OVH ist das aktuellste Beispiel für ein Unternehmen, das mit einer OpenStack-basierten öffentlichen Cloud nach Polen expandiert. Vor kurzem hat der schwedische Anbieter City Network eine neue Region in Dubai hinzugefügt. Telefonica hat neue Regionen in Argentinien, Brasilien, Mexiko, Chile und Peru erschlossen und Fujitsu hat bekanntgegeben, dass man nun weltweit 16 Verfügbarkeitszonen mit OpenStack als öffentlicher Cloud hat.


Pike beinhaltet u.a. folgende neuen Funktionen:

  • Nova Cells v2: Die Nova-Cells-Architektur ermöglicht große Implementierungen und die Skalierung des Rechendienstes. Mit V.2 können Betreiber ihre Implementierungen aufsplittern (sharded deployment), um effektiver zu skalieren und fehlerhafte Domänen abzutrennen und zu eliminieren.

  • Aktualisierung auf Python 3.5: Die Community arbeitet quer über alle Projekte und führte die Unterstützung für Python 3.5 ein. Damit möchte man auf das für 2020 bevorstehende Lebensende der Python-2.x-Versionen vorbereitet sein und außerdem die neuen Funktionen und die verbesserte Leistung künftig nutzen.

  • Ironic-Dienst für Hardware-only Systeme: Ironic wird in der Version Pike weiterentwickelt. Mit der Integrationsmöglichkeit in Neutron-Netzwerke ergibt sich eine Mehrfach-Mandantenfähigkeit. Neben Cinder, Neutron, Nova und Swift bietet nun auch Ironic die laufende Aktualisierung im Betrieb an, sodass Betreiber neue Codes einführen können, ohne dazu den Dienst unterbrechen zu müssen.

  • Cinder bietet mit der neuen Funktion „revert to snapshot“ die Möglichkeit, Datenverluste (data corruption) rückgängig machen oder nach einem Test das System in den vorigen Zustand zurückzusetzen. Auch lassen sich jetzt Storage Volumes erweitern, ohne dazu virtuelle Maschinen herunterzufahren; die Anwendungen bleiben aktiv und online.

  • Die Objektspeicherung Swift bietet einen globally distributed erasure code. Vorteil: Selbst wenn das überregionale Netzwerk gestört ist, so können einzelne Regionen trotzdem normal weiterarbeiten. Störungen in einer Region können zur Wiederherstellung entfernte Regionen nutzen. Auch die Leistung von Swift wurde verbessert, so dass mehrere Prozesse pro Server gleichzeitig laufen können.


Abb. 1: Application Orchestration, Topologie (Bildquelle: OpenStack Pike)