Rechenzentren klimafreundlicher gestalten: Equinix und Start-Up 'etalytics' kooperieren

Frankfurt/M., Starnberg, 12. Aug. 2021 - Optimierung der Energieeffizienz in Frankfurter Rechenzentrum FR6; PUE-Faktor über KI-basierendes Regelungssystem verbessern...

Zur Ankündigung: Bedingt durch die digitale Transformation und beschleunigt durch die Corona-Pandemie, steigt die Nachfrage nach digitalen Services und Rechenleistung kontinuierlich. Eine wichtige Frage ist dabei, wie die Digitalisierung klimafreundlich und nachhaltig gestaltet werden kann – und welche Rolle Rechenzentren hierbei zukommt. Um die Energieeffizienz in seinem Frankfurter Rechenzentrum FR6 weiter zu optimieren und CO2-Emissionen zu reduzieren, arbeitet Equinix in einem gemeinsamen Pilotprojekt mit dem Darmstädter Energie-Intelligenz-Start-up etalytics zusammen: Mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) soll die Energieversorgung, die für die Kühlung der Rechenzentrumsinfrastruktur in FR6 notwendig ist, überwacht und weiter optimiert werden – und so die jährliche Energiezufuhr der betroffenen Kühlsysteme deutlich reduziert werden.

  • Das Projekt erforscht KI-basierte Maßnahmen, um den Energieverbrauch im Frankfurter Rechenzentrum FR6 weiter zu optimieren und CO2-Emissionen zu reduzieren. Ziel  ist die Optimierung der Energieeffizienz und der Energieflexibilität mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) im FR6 International Business Exchange™ (IBX®) von Equinix in Frankfurt. Das Pilotprojekt soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

  • Nachdem etalytics im Jahr 2020 zunächst eine Analyse des Energieverbrauchs der Kühlsysteme im Frankfurter Rechenzentrum FR6 durchgeführt hat, plant Equinix nun im nächsten Schritt eine KI-basierte Monitoring-Software in das Betriebssystem von FR6 zu integrieren, um die Energieversorgung, die für die Kühlung der Rechenzentrumsinfrastruktur notwendig ist, zu überwachen und weiter zu optimieren.

  • Die Studie wurde durchgeführt, um zusätzliches Potenzial zur Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs des Standorts zu identifizieren. Die von etalytics durchgeführte Analyse zeigt, dass Equinix seinen FR6-Standort bereits sehr effizient betreibt, wobei das Design der Infrastruktur zur Optimierung des PUE-Faktors (Power Usage Effectiveness; Effizienz des Energieeinsatzes) beiträgt. Der Bericht hat jedoch danach weiteres Optimierungspotenzial bei der Kühlversorgung in FR6 identifiziert.

  • Demnach produziert Equinix derzeit eine höhere Kühlleistung als nötig, um sich gegen einen möglichen plötzlichen Bedarf an erhöhter Kühlung abzusichern, zum Beispiel bei außergewöhnlich heißen Wetterbedingungen. Da solche Situationen selten sind, sind hohe Investitionen in die permanente Kälteversorgung nicht notwendig. Mit Hilfe eines intelligenten, auf KI basierenden Regelungssystems, das eine Vielzahl von Parametern wie Wettereinflüsse und interne Lasten berücksichtigt, kann hier gezielt mit optimierten Betriebsstrategien gegengesteuert werden. Das System ermöglicht es, die Kühlung des Rechenzentrums während 99 Prozent des Jahresbetriebs auf das erforderliche Niveau zu regulieren und so einen effizienteren Prozess zu schaffen. Etalytics geht davon aus, dass Equinix durch die Umsetzung der identifizierten Effizienzmaßnahmen die jährliche Energiezufuhr der betroffenen Kühlsysteme potenziell um bis zu 48 % reduzieren kann.

Die Nachhaltigkeit der digitalen Infrastruktur ist für immer mehr IT- und Geschäftsverantwortliche von entscheidender Bedeutung. Die Equinix-Studie „Global Tech Trends 2020-21“  hat ergeben, dass IT-Entscheider in Deutschland sich besonders auf die Umweltauswirkungen ihres Betriebs konzentrieren. Im Vergleich zu den Ansichten aus dem Jahr 2019 geben mehr IT-Führungskräfte an, dass Kunden von ihnen einen Nachweis über die Nachhaltigkeit ihrer IT-Infrastruktur verlangen (40 %), dass die Umweltfreundlichkeit ihrer Lieferanten einen direkten Einfluss auf ihre Kaufentscheidungen hat (35 %) und dass die Auswirkungen ihrer IT-Infrastruktur auf die Umwelt zentral für ihre IT-Strategie sind (35 %). Darüber hinaus geben 41 % an, dass Nachhaltigkeit heute einer der wichtigsten Faktoren in ihrem Unternehmen ist. Infolgedessen haben sie auch einen langfristigen Nachhaltigkeitsplan aufgestellt.

Highlights

Das gemeinsame Projekt ist als lokale Innovation, Teil der globalen Nachhaltigkeitsstrategie von Equinix.  Im Januar haben mehr als 25 europäische Cloud- und Rechenzentrumsanbieter ihre Verpflichtung bekräftigt, bis 2030 in Europa vollständig klimaneutral zu werden. Dieser „Climate Neutral Data Center Pact“, den Equinix als einer der Mitbegründer ins Leben gerufen hat, hat mittlerweile über 60 Unterzeichner.Equinix hat seit 2011 über 129 Millionen US-Dollar in Energieeffizienz-Upgrades, Nachrüstungen und Verbesserungen in seinen Rechenzentren weltweit investiert und damit den Energiebedarf seit 2015 um 119 MW reduziert.

Langfristig verfolgt Equinix nach vorliegenden Angaben das Ziel, seinen gesamten globalen Energiebedarf zu 100 Prozent über erneuerbare Quellen zu decken. In Deutschland hat Equinix dieses Ziel demnach bereits seit 2014 erreicht – garantiert durch ein Grünstrom-Zertifikat der Mainova AG. Im Jahr 2020 erreichte Equinix weltweit das dritte Jahr in Folge einen Anteil an erneuerbaren Energien von über 90 Prozent.

Um die ökologischen Vorteile von Colocation in Equinix IBX-Rechenzentren zu messen, bietet der Anbieter dafür maßgeschneiderte Green Power Reports an. Diese Bescheinigungen basieren auf den Prinzipien des „Greenhouse Gas Protocol“ (zu Deutsch: Treibhausgasprotokoll) und ermöglichen es den Kunden, die Vermeidung von Treibhausgasen und den Anteil erneuerbarer Energien zu messen, um sie bei ihren eigenen Nachhaltigkeitsberichten zu unterstützen. Zudem erlaubt das KI-gestützte IBX SmartView™ es Kunden, Stromnutzung und Umgebungsbedingungen zu überwachen und bietet ihnen so eine Datengrundlage zur Verbesserung der eigenen Energieeffizienz.

Das Start-Up etalytics wurde 2019 gegründet und geht aus der Forschungsgruppe „ETA | Energietechnologien und Anwendungen in der Produktion“ der TU Darmstadt hervor. Im Februar 2020 gewann etalytics für die Projektidee in Kooperation mit Equinix den „Ideenwettbewerb Klimaschutz 2019“ des Energiereferats der Stadt Frankfurt. Zuvor konnte das Unternehmen bereits den vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ausgerichteten Gründerwettbewerb „Digitale Innovationen“, den Sonderpreis „Digitalisierung in der Produktion“ sowie den Hessischen Staatspreis Energie gewinnen.


Abb. 1: Etalytics Energy Intelligence Platform, Übersicht (Bildquelle: etalytics)

Kommentar Dr.-Ing. Niklas Panten, CEO & Co-Founder, etalytics:  „Daten- und KI-gestützte Analyse- und Optimierungsverfahren sind zentrale Bausteine für das Energiemanagement und CO2-neutrale Energiesysteme der Zukunft. Denn die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht erst verbraucht wird. Als Startup nutzen wir KI, um die Energieeffizienz in immer komplexer werdenden Energiesystemen wie z.B. der Kältesysteme von Rechenzentren systematisch zu steigern. Paradoxerweise wird für das Training von KI-Modellen auch nicht unerheblich Energie verwendet. Auch wenn die Einsparungen deutlich überwiegen, ist es wichtig, dass die zugrunde liegende Infrastruktur für unsere Software energieeffizient betrieben wird. Im Rahmen des Pilotprojektes mit Equinix entsteht deshalb nicht nur ein richtungsweisender Demonstrator für die IT-Branche, sondern wir optimieren gleichzeitig unseren eigenen CO2-Fußabdruck. Zudem hoffen wir, damit einenBeitrag zur Verbesserung der Klimabilanz Frankfurts beizutragen – bis 2050 möchte die Stadt die Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umstellen und den Energieverbrauch dabei um 50 % senken.“


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