
Bandspeicher als kosteneffizienter Sekundär- und Archivspeicher, über S3 / S3 Glacier in die Speicherinfrastruktur integriert. Kooperation zwischen Tape-Automation Hersteller BDT, PoINT Storage Software und dem Datenmanagement-Spezialisten COMBACK…
Hintergrund
Heute sind weltweit bereits mehr als zwei Drittel der erzeugten und gespeicherten Unternehmensdaten unstrukturiert (Gartner). Auch steigt die Notwendigkeit, mit Hilfe von KI direkte Werte aus diesen Daten zu generieren. Für die Datenspeicherung ergibt sich damit eine weitere Herausforderung (Menge, Kosten, Inhalte, Energieverbrauch etc.), weshalb sich Software- und Hardware-Anbieter für Sekundär- und Archivspeicher-Zwecke verstärkt auf die Integration von Storage Medien und der darauf gespeicherten Daten über Objektspeicher (On-Premise / Cloud) konzentrieren.
BDT (Tape), PoINT (S3) und COMBACK mit neuer Lösung
Die Kooperation zwischen dem Tape-System-Hersteller BDT, den Storage-Software-Experten von PoINT und dem Datenmanagement-Spezialisten COMBACK wurde mit dem Ziel gegründet, die Herausforderungen von Kunden bei der sicheren Speicherung stetig wachsender Datenmengen im Data Center über neue gemeinsame Lösungsangebote auf Basis von standardisierter Hardware (LTO) und Software gezielt zu adressieren.
Insbesondere im Bereich unstrukturierter Daten bietet sich dazu Tape als kosten- und energieeffiziente Speichertechnologie im Rechenzentrum an. Wechselmedien mit automatisierte Bandbibliotheken verbrauchen nur Strom, wenn sie in Gebrauch sind und der Kühlungsaufwand gegenüber anderen Speichertechnologien ist deutlich reduziert. (1)
Mit BDT ORION steht ein neues modulares (BDT) Tape Library Robotic System im 48U oder 42U RACK Format zur Verfügung. Bandkapazitäten von bis zu 1.115 (48U) bzw. 974 (42U) LTO Cartridges für LTO-8/9 und LTO-10 werden hardwareseitig unterstützt.
ORION S3 ist eine in die Library integrierte Appliance-Lösung. Damit kann das Tape Robotic System als Sekundär- und Archivspeicher über die S3 Schnittstelle in eine vorhandene Speicherinfrastruktur integriert werden. Die PoINT Archival Gateway Software ermöglicht den direkten Datenfluss über S3 auf Tape-Medien. Zusätzliche Festplatten-Buffer und damit verbundener Verwaltungsaufwand (Stichwort: Kosten) werden laut Entwickler überflüssig.
Die kombinierte Lösung ORION S3 von PoINT und BDT ist laut Anbieter optimiert für den Einsatz im Rechenzentrum und setzt auf Standardisierung, sowohl auf Hardware- wie auch auf Software-Ebene. Alle S3-fähigen Anwendungen (S3 wie auch S3 Glacier) können mit dem PoINT Archival Gateway ihre Daten auf der ORION Tape Library speichern und einen skalierbaren S3 Objektspeicher nutzen. Dies gilt auch für hybride Szenarien wie z.B. Cloud-basierte Backup-Services.
Funktionsumfang- Integration der BDT ORION Tape-Library über S3
- Direktes Schreiben auf Tape
- Kein Festplatten-Buffer notwendig
- Hohe Durchsatz-Raten durch Parallelisierung
- Flexible Skalierbarkeit bzgl. Kapazität und Durchsatz
- S3 und S3 Glacier Kompatibilität (inkl. Lifecycle Policies)
- Erasure Coding Object Locking, Authentifizierung und Verschlüsselung Optimiert für Hyperscaling- und Cloud-Umgebungen.
Abb.: ORION S3 Einsatzszenarien (Bildquelle: PoINT Software & Systems, BDT).
Investitionsschutz durch Standardisierung
- Rack-mountable Library, LTO-Standard mit standardisierter Schnittstelle
- Vereinfachte Integration ins Rechenzentrum
- Hochskalierbare Gesamtlösung durch Modularisierung der Library und Knotenarchitektur der Software
- Kosteneffiziente Lösung für zahlreiche Use Cases
- Schutz vor Cybercrime und Ransomware-Angriffen durch „air-gapped“ Tape.
Abb.: BDT ORION Technical Datasheet, Auszug (Bildquelle: COMBACK GmbH).
Anmerkung: Zu den Spezifikationen der LTO-Generation 9 gehört die Unterstützung von Multi-Layer-Sicherheit mit hardwarebasierter Verschlüsselung, unveränderliche WORM-Funktionalität (Write-Once, Read-Many) sowie Linear Tape File System (LTFS) support. LTO-9 ist Rückwärtskompatibel mit LTO-8 Kassetten.
Anwendungsbeispiele (Auszug):
- KI, Big Data Analytics, HPC und Forschung: Bei diesen Applikationen stehen primär datenintensive Workloads im Mittelpunkt. Im Anschluß an die reine Compute- und Datenverarbeitungsphase werden die Daten schnell inaktiv, müssen jedoch aus regulatorischen- oder organisationsinternen Gründen weiter aufbewahrt und ggf. archiviert werden. Mit ORION S3 kann das Tape-basiertes System als Sekundär- und Archivspeicher über die S3 Schnittstelle in die Speicherinfrastruktur integriert werden. PoINT Archival Gateway ermöglicht dafür den direkten Datenstream über S3 auf Tape.
- On-premise Speicherung vs. Cloud Storage: Mit der Speicherung von Daten bei Cloud-Providern entstehen je nach Anbieter teils hohe Kosten für Transaction Fees, Storage Fees sowie Egress Fees. Daneben kann es auch technische- oder strategische Gründe geben, die Datenspeicherung lokal und nicht bei einem Cloud-Provider durchzuführen. PoINT stellt über die Software einen S3-kompatiblen on-prem Objektspeicher auf Basis von Disk und Tape zur Verfügung, der Vorteile hinsichtlich Speicherkosten, Datensicherheit und Datensouveränität bietet. In Kombination mit PoINT Data Replicator kann auch ein hybrider Cloud-Ansatz gefahren werden, um Daten sowohl vor Ort als auch in der Cloud zu speichern.
- Datensicherung und S3: Cloud-basierte Backup-Services auf Tape über das S3 Protokoll. Der Vorteil liegt neben der Skalierbarkeit bei echten physischen Air-Gaps, um kritische Backupdaten vor Ransomware & Co. zu schützen.
Abb.: Konfigurationsmöglichkeiten (Bildquelle: PoINT Software & Systems).
Fazit: Die Kombination Rack-mountable ORION Tape-Library und S3-to-Tape Appliance PoINT Archival Gateway innerhalb der eigenständigen ORION S3 Plattform wurde konzipiert, die aktuellen Anforderungen von Rechenzentren an Skalierbarkeit, Performance, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zur Speicherung großer Datenmengen zu adressieren. Kommentarauszug Marcus Stier, Leiter Business Development bei COMBACK: „Täglich sprechen wir mit unseren Kunden über die Herausforderungen in den Rechenzentren. Der Bedarf an kostengünstigen Speicherlösungen, die gleichzeitig höchste Sicherheit bieten und flexibel mitwachsen können, ist enorm…“.
Appendix:
(1) Abb.: 10-Jahres-Vergleich der Gesamtbetriebskosten von Band-, Festplatten- und Cloud-Speicher. Quelle: LTO.org / INSIC trends and applications report. INSIC, Information Storage Industry Consortium. Querverweis / externer Link > https://www.lto.org/tco-calculator/
Anmerkung zum Diagramm: 20 PB - 10 Jahre lang gespeichert - ohne Datenerweiterung mit 1% Datenabruf/-abgang pro Monat.
Die Kostenannahmen umfassten eine Vielzahl von Variablen wie „die erforderliche anfängliche Datenkapazität, das erwartete jährliche Datenwachstum, die jährlichen Raumkosten, Energiekosten, Software, die anfängliche Medienkapazität und Cloud-SLAs.“ Die Bestimmung von CO2-Auswirkungen ist durch die Variabilität jeder spezifischen Storage-Gesamtlösung definiert. Nach Angaben von Furthur Market Research und Brad Johns Consulting haben auf Band gespeicherte Daten, die als Airgap oder in Langzeit-Archiven gespeichert sind das Potenzial, CO2 um bis zu 97% und den Energieverbrauch um bis zu 99 % zu reduzieren.
Marktüberblick: Nahezu alle heute angebotenen Lösungen nutzen im geschilderten Umfeld die standardisierte S3-Schnittstelle einschließlich S3-Glacier-Befehlssatz. S3-Lösungen mit Bandunterstützung finden sich von Anbietern wie Fuji Film, IBM, Nodeum, BDT/Point, Quantum, Qstar, GRAU oder Spectralogic (kein Anspruch auf Vollständigkeit). Aufgrund der Standard-S3-API kann Tape als Archivierungsziel zur Sicherung-/Wiederherstellung, Cyber Resilienz, Airgaps oder für Datenarchive (Deep Archives) genutzt werden.
Querverweis:
Unser Blogpost > Datenintensive KI-Applikationen und steigende Anforderungen an die Speicherinfrastruktur
Unser Blogpost > Energieeffizienz und Nachhaltigkeit (ESG) aus Sicht der Datenspeicherung