
Bereits im September 2023 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Energieeffizienzgesetz (EnEfG). Jetzt stehen weitere Stichtage an. Unsicherheiten bei nicht-redundanter Nennanschlussleistung...
Hintergrund
Das im November 2023 in Kraft getretene Energieeffizienzgesetz legt klar umrissene Energieeffizienzziele fest, das Unternehmen, Rechenzentren und öffentliche Einrichtungen in die Pflicht nimmt, ihre Energieverbräuche weiter zu reduzieren. Im Juli dieses Jahres stehen weitere Stichtage für RZ-Betreiber an– unter anderem müssen auch für Anlagen ab 300 kW Anschlussleistung Verbrauchsdaten des letzten Jahres gemeldet werden.
"Unternehmen und RZs mit einem End-Energieverbrauch von >7,5 GWh p.a. sollen danach bis spätestens 18. Juli 2025 ein zertifiziertes Energie- oder Umweltmanagementsystem einführen, das mindestens 90 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs abdeckt. Spezialist Eaton kommentiert dazu für Sie die aus Sicht des Unternehmens wichtigsten Fragen (in Auszügen).
Generell richtet sich das Gesetz an die öffentliche Hand und Unternehmen mit einem großen Energieverbrauch, für die Energieeinsparungen und die Einführung von Umweltmanagementsystemen vorgesehen sind. Besonders hervorgehoben werden im EnEfG allerdings die Rechenzentren. Hierbei richtet sich die Klassifizierung unter anderem nach nicht-redundanter Nennanschlussleistung."
Bildquelle: Eaton.
Eaton weist darauf hin, dass beispielsweise ab dem ersten Juli dieses Jahres Betreiber von Anlagen über 300 kW zur Einrichtung eines Energiemanagementsystem (EnMS) bzw. Umweltmanagementsystem (UMS) verpflichtet sind. Weitere Fristen finden Sie in diesem Überblick (ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit):
Wie bewusst sind die Vorgaben den Betreibern?
Unter deutschen Rechenzentrumsbetreibern gibt es danach noch Unklarheit bei Begriffen wie z.B. der „nicht-redundanten Nennanschlussleistung“. Vor allem bei gemischter Nutzung von Standorten und Gebäuden soll es nicht immer klar sein, welcher Verbrauch nun darunter fällt oder nicht. Das führt beispielsweise zu Unklarheiten bei Unternehmen, die auf ihrem Gelände ein eigenes Rechenzentrum betreiben.
Die Vorgaben werden zukünftig noch verschärft und viele Rechenzentren im Bestand erreichen danach die ab Anfang 2027 geforderte Power Usage Efficiency (PUE) nicht. Sie müssen also Investitionen tätigen und nachrüsten, was zügige Aktionen erfordert – schließlich bleiben nur noch 1,5 Jahre Zeit für Planung und Umsetzung." Anmerkung: ab dem 01.07.2027 soll ein PUE-Wert von 1,5 und ab 01.07.2030 ein PUE-Wert von 1,3 nicht überschritten werden. **
Unsere Anmerkung: Das deutsche Energieeffizienzgesetz EnEfG ist auf Grund möglichen negativer Konsequenzen aus wirtschaftlicher Sicht nicht unumstritten, da es absolute Energie-Einsparziele impliziert, die die Wirtschaftsleistung negativ beeinflussen können. Siehe auch > https://de.wikipedia.org/wiki/Energieeffizienzgesetz_(Deutschland)
Welche Technologien können Betreibern bei der Umsetzung der Vorgaben helfen?
„Bei den Themen Energieeffizienz und Rechenzentren denkt man zunächst an den Verbrauch von Servern selbst und ihrer Kühlung – doch hier hört ein wirklich effizientes Rechenzentrum noch nicht auf. In den letzten Jahren gab es erhebliche technische Fortschritte, um auch die Energieversorgung von Rechenzentren effizienter zu gestalten.
Eine wichtige Entwicklung dabei, die neue Wege in der Gestaltung ermöglicht, sind standardisierte Stromversorgungsmodule (EPODs). Diese enthalten kritische Stromversorgungs-, Backup-, Kühl- und Steuersysteme, einschließlich unterbrechungsfreier Stromversorgungen (USVs) und Schaltanlagen – ideal aufeinander abgestimmt und vorgefertigt. Diese Bauform erlaubt nicht nur einen schnellen, modularen Aufbau neuer Standorte, sondern kann auch effizienter arbeiten als ein Flickenteppich separat beschaffter, eventuell nicht gut abgestimmter, Komponenten.
In EPODs sind in der Regel bereits moderne USV-Anlagen verbaut. Doch auch eine einzelne Nachrüstung verspricht in der Regel Effizienzgewinne. Neuere Systeme weisen etwa deutliche geringere Verlustleistungen auf. Außerdem kommen vermehrt leistungsgesteigerte Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz, die gegenüber der klassischen Bleialternative energetische Vorteile bieten. Nicht zuletzt können Betreiber mit einer „EnergyAware USV“ zusätzliche Einnahmen erzielen. Dieser Aufbau erlaubt es, ungenutzte Batteriekapazitäten den Netzbetreibern als Flexibilitätsreserve für kurzfristige Regelenergie zur Verfügung zu stellen.
Wie lässt sich die Planung optimieren?
Bereits bei der Planung neuer Rechenzentren sollten systemtechnische Prinzipien berücksichtigt werden. Darauf aufbauende Ansätze verfolgen einen methodischen, interdisziplinären Weg zur Gestaltung moderner Rechenzentren. Er verbindet die physikalischen Komponenten der Energieversorgung mit der übergeordneten Softwaresteuerung. Auf diese Weise lassen sich technische, organisatorische und wirtschaftliche Abhängigkeiten innerhalb komplexer Infrastrukturen besser ausbalancieren.“
Fazit: Rechenzentrumsbetreiber können nach Ansicht von Eaton über gezielte Maßnahmen die Optimierung ihrer Energieinfrastruktur weiterentwickeln und umsetzen. Dabei wird die traditionelle Herangehensweise – das Kombinieren einzelner Komponenten und Funktionen – durch ein Konzept ersetzt, das auf die Integration ganzer Systemgruppen abzielt. Diese werden durch eine digitale Steuerungsschicht koordiniert und arbeiten über alle Phasen des Energiekreislaufs hinweg effizient zusammen.
** s.a. BITKOM Leitfaden für energieeffiziente Rechenzentren. Externer Link > https://www.bitkom.org/sites/main/files/2024-01/bitkom-leitfaden-energieeffizienzgesetz-fuer-rechenzentren.pdf
Querverweise zum Themenkomplex:
Unser Beitrag > Fragen und Antworten für Rechenzentrumsbetreiber zum neuen Energieeffizienzgesetz (EnEfG)
Unser Beitrag > Grüne Rechenzentren – überhaupt ein realistischer Ansatz in Zeiten der Energiekrise?
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